Goseichou arigatou gozaimashita.....
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Diese Seite ist ein "blog" zu steffenschönis Japan Reise, vom 1. Sept. bis 20. Okt. 2010.

Im Rahmen des Thurgauer Förderbeitrages (2009) an Kulturschaffende planen wir fotografische Recherchen zu unserem längerfristig angelegten Projekt, den „japanischen Gemüsegärten“.
Wir peilen dieses Thema seit längerer Zeit an,-„Pflanzliches“ wurde in unseren Arbeiten immer wieder thematisiert.
Der Titel einer früheren Arbeit - „Gärtnern ist nur die Methode“ – nach einem Zitat von Yoko Ono (die ihrerseits einen japanischen Mönch zitiert), wird uns auch durch Japan begleiten.

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Blog (online-diary) of our Japan expedition, 1. Sept. untill 20. Oct. 2010.

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- Heidi steffenschoeni --> steffenschoeni@bluewin.ch
- Karl  steffenschoeni --> steffenschoeni@hallek.org

--> Flight plans:
Monday 1. Sept. 2010, Zürich, 10:20 - Tokyo Arrival 2. Sept. 08:05
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Monday 20. Okt. 2010, Tokyo, 10:55 - Zürich Ankunft 19:00
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--> it starts NOW:

Ankunft in Tokyo, Donnerstag 2. Sept. 2010.


Nach einem Sonnenaufgang über China Landung im Morgendunst in Tokyo.
Eintauchen in eine japanische Tuschezeichnung, wie ich sie fünf Tage später im Tokyo Nationalmuseum wieder finde,- im Hochformat auf Seide oder im Querformat als Rollbild.
Das International Hostel als "Einstieg" war eine gute Entscheidung. Die Aussicht aus dem 18. Stock aus einem der höchsten Gebäude im Stadtteil Iidabashi ist atemberaubend und gibt einen ersten Überblick. Der Service und die Infrastruktur sind perfekt und meine Zimmerpartnerin eine deutsche Kriminologin und Spurensicherungsexpertin.
Schon die ersten Quartierspaziergänge bescheren mir eine Menge kleiner "Gärtchen", die sich auf kleinstem Raum und trotz der extremen Temperatur (36 Grad...) für mich bereit halten.
5. Sept., in einen Ryokan umgezogen. Der kleine Ryokan Mikawaya liegt gleich neben dem Schrein der Kannon, dem "Senso-Ji". Er ist der beliebteste und auch touristischste Schrein in Tokyo. Frühmorgens und abends, wenn die vorwiegend japanischen Touristen sich verziehen, zeigt er seine Schönheit.
Ich bin jetzt also mittendrin in der Stadt, die Uebersicht geht hier im farbenfrohen Gedränge verloren.
Gleich anschliessend an den Tempelbezirk beginnt das Rotlichtmilieu. (s. auch "DU" Nr.x, Asakusa, die Hure Tokyos...) Meine Planung scheint im Moment perfekt aufzugehen und auch die Zufälle sind grosszügig mit mir.
So bin ich am Samstag auf der Suche nach der "Target Gallery", die dann zwar geschlossen ist, genau zur richtigen Zeit im Trendviertel der Tokyoter Jugend, in Harajuku gelandet. Nach der Modeschau auf den Strassen und in den Gässchen, mit einem Abstecher in einen kleinen verwunschenen Schrein, eine halbe Minute vom Trubel entfernt,- stehe ich, wieder nur fünf Minuten vom Harajuku Zirkus entfernt, im Yoyogi Park, wo ich Zuschauerin bei einer traditionellen Shinto Hochzeit bin.
Der Wechsel zwischen schrillem City Treiben und beschaulicher Tempelatmosphäre geschieht hier unmittelbar und oft. Das macht die Stadt auch für mich Landei erträglich. Nachdem ich mir einen breitkrempigen Hut gekauft habe, sind sogar die 36 Grad im Schatten einigermassen erträglich, doch dies nur, wenn man sich langsam bewegt und sich zwischendurch in schattige Parks, Museen und klimatisierte Warenhäuser rettet.

Seit einer Woche sind wir nun zu zweit unterwegs.
Die letzten Tage in Tokyo waren gefüllt mit „Kulturbasics“. Vom Nationalmuseum über die verschiedenen Modern Art und Contemporary Art Museen zu kulturhistorischen Museen, bis zur japanischen Variante des Ballenbergmuseums, waren es wohl um die 20 Institutionen und Gallerien die nun ein Bild des alten und des modernen Japans zusammenpuzzeln.
Die Wege zu den unterschiedlichen Schauplätzen verdichten unsere Kenntnisse des Metro und JR Netzes und geben die Möglichkeit neue und auch immer wieder ganz andersartige Stadtteile kennenzulernen. Das Schöne an der Reisevariante mit „Zeit“ am jeweiligen Ort ist, dass man sich auf dem Weg zum Tagesziel auch gerne mal von der Route wegtreiben lassen kann und sich dabei von den touristischen Knotenpunkten in Wohngegenden hinein begibt. Das Architekturgemisch von Tokyo, das auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv wirkt, entpuppt sich dabei als ein spannendes Forschungsfeld zum Thema „verdichtetes Bauen unter erschwerten Bedingungen“ (Erdbebensicherheit) und vor allem einige in den letzten Jahren neu gestaltete Stadtteile überzeugen durch einen pragmatischen und im positiven Sinne kompromissfreudigen Ansatz.
Auf derartigen Umwegen am Ziel angelangt, sind zudem die einzelnen Museumsbauten Welten für sich. Vom ultramodernen Mori-Tower in Rippongi bis zum schlichten, vom Bauhaus insprierten Hara Museum in einer Privatvilla in Shinagawa, ist jedes ein Kosmos für sich. (Wieso nur hat die Gemeinde Weinfelden diese Chance mit dem Stellmacherhaus nicht gepackt? …wäre ein Kulturmagnet par excellence…, na ja…)
In den einzelnen Ausstellungen hochkarätiges, mittelmässiges und nichtssagendes in bewährter Mischung. Was auffällt, sind die Vermittlungsversuche direkt vor-, und mit den einzelnen Werken, die teilweise ausführlich beschrieben werden. Die Besucher erhalten so direkte, kunstgeschichtliche Hinweise via Schilder die diskret platziert sind. Dies kann teilweise auch etwas zu viel werden, wenn gleich eine deftige Interpretation mitgeliefert wird.
Im allgemeinen fällt auf, dass die japanischen Künstler nun wohl seit über hundert Jahren am Ost- West Thema leiden,- vielleicht auch teilweise daran wachsen. Die Kunst des 20. Jahrhunderts im MoMaT ist grösstenteils nach „Western Style“ versus „Japaneese Style“ gegliedert und in einzelnen Biografien und Werkbeschreibungen taucht dieser Konflikt immer wieder auf. Es scheint, dass es um weit mehr als den westlichen Einfluss geht.
Wenn in Europa am Anfang des 20.jh. die Fauves um Matisse und Bonnard ihren „Japonismus“ motivisch und ornamental auslebten und lustvoll spielerisch damit umgingen, wirkt ein ähnlicher Ansatz bei zeitgleichen japanischen Werken eher verkrampft und auch der Versuch einer Mischung der Stile überzeugt in den wenigsten Fällen. Dass sich die aktuelle japanische Gegenwartskunst vor allem via Medienkunst von diesen Krämpfen gelöst hat, ist wohltuend. Bezeichnend fanden wir in der Werkbeschreibung des Bildhauers, Nakahashi Katsushige, folgende Passage:
„Nakahashi`s Art has its source in doubts in the modern Western Concept of sculpture…”.
Zwei überzeugende Neuentdeckungen: Uzumi Taro im MoT und Jae en Cho aus Korea im Hara Museum, (natürlich neben viel Spannendem, Hochkarätigem und den ehrwürdigen alten Meistern der japanischen Kunst…) und eine ganz junge Künstlerin, deren Zeichnungen bescheiden in einem Café in Kamakura hängen: Naoko Saito.

Weiterreise in den Süden.

Besuch bei Bjoern Jensen (langjähriger Freund der seit 10 Jahren in Japan lebt) in seinem "Berghaus" in Atami. Seine japanische Ehefrau weilt mt den 2 Kindern für ein Jahr in Norwegen und so hat Bjoern Platz und Lust uns zu beherbergen. Wanderung auf einem alten Pilgerweg auf den nächsten Hügel. Fantastische Aussicht über die Izu Halbinsel, Fuji-san hat sich natürlich hinter Wolken versteckt. Am nächsten Tag Spaziergang am Strand und Besuch über hundert Rolltreppen des MOA Museum of Art, wieder ein Vermächtnis eines erfolgreichen Industriellen. Abends eine gute Party mit Freunden aus Tokyo und Atami.

20. Sept. erste Shinkansen Fahrt genossen (Hikari). Am Bahnhof Shin Osaka super Beratung für Weiterfahrt, trotzdem auf dem Osaka Loop falsche U-bahn erwischt, d.h. bei den Universal Studios gelandet, mehrere Bahnen u. Zahnradbahn später, abends in Koyasan gelandet. Als Belohnung wunderbaren japanese style room im Youth Hostel erhalten.
21. Sept. Koyasan, Oku-no-in, ältester und grösster Friedhof von Japan
Kongobuji, ein kleiner und ein riesiger Steingarten
Garan Pagode, umwerfend rot und frisch gestrichen
Daimon Eingangstor, Aussicht auf wie von Tusche gezeichnete Hügellandschaft.

Je weiter südlich wir reisen, desto mehr sind wir auf Tips und Hilfe von Personen vor Ort angewiesen. Informationen sind zunehmend nur noch in Japanisch erhältlich. Trotzdem gelingt es uns immer wieder irgendwie, zuverlässige Auskünfte zu erhalten.
Um unser Budget im Griff zu behalten, übernachten wir grösstenteils in Youth (!) Hostels. Diese befinden sich oft in guter Lage und meistens auch in sehr schönen Gebäuden. Unschlagbar war unser Tatami Zimmer mit Blick auf einen kleinen Steingarten in Koyasan.

22. Sept. Mit zwei Shinkansen`s nach Okayama, anschl. Eisenbahnfahrt über beeindruckende Brücke auf die Insel SHIKKOKU. Wieder gute Jugendherberge in Matsuyama, baden im Dogo Onsen.

23. Sept. Uchiko, unser länger geplantes Etappenziel. Hier werden wir bewusst unsern Fokus von der urbanen Hochkultur in Richtung Agrikultur verschieben…
Durch die Vermittlung von Fränzi und Beat Schwarzenbach geniessen wir Gastrecht in der Takahashi Residence. Wir können es selbst kaum glauben: seit vorgestern residieren wir hier ganz allein in der wunderschönen kleinen Villa mit originalen Tatamizimmern und mit Schiebetüren, die eine vielfältige Kombination von Raumöffnungen und Lichteinfällen ermöglichen. (Als ich vor Jahren meine Diplomarbeit zum Thema „Transparenz“ schrieb und mich mit Transparenz in der japanischen Architektur und Raumgestaltung beschäftigte, hätte ich mir dies nie träumen lassen… (Anm. Heidi)

- erste fotografische Streifzüge zu Reisterassen und in die umliegenden Gärten,
  sowie in eine Papierfabrik, die nur noch von drei alten Frauen betrieben wird.
- Vollmond- und Herbstanfangsfest in der alten Strasse von Uchiko.
- Einladung zu einem feinen Abendessen in privatem Rahmen von der „International Uchiko Town Association“,
  einer einzigartigen Initiative der kleinen Stadt!
  arrigato gzaimasu, Masami san.

26. Sept. Weiter nach Uwajima. Ryokan Tsukigase gesucht (laut lonely planet: fantastischer Onsen), Besitzer staunte nicht schlecht und bedauerte sehr. Daselbe mit dem (laut lonely planet: schöne Wanderung durch Dörfer & Reisfelder) wandern von Tempel 42 zu 41, leider auf geteerter Hauptstrasse.......
Immer wieder positive Ueberraschungen mit alten und neuen kleinen versteckten Shintô Schreinen, die uns weiter in Geschichte und Kultur eintauchen lassen.

Bootsfahrt nach Mizuga-ura um die Dan-Ba-ta (terraced fields) zu entdecken, diese beindruckenden Steinterrassen erreichten den Höhepunkt der Ausdehnung ca. 1600 und wir bestaunen jetzt nur noch einen kleinen, immer noch fantastischen Rest.
Die Steinterrassen werden heute vorallem für Gemüseanbau verwendet und errinnern uns an die Weinterrassen des Lavaux ;-)
Als weiteren Höhepunkt schwimmen wir im Pazifik und wollen uns über die 3 Seeigelstacheln im Fuss nicht beklagen.

29. Sept. wir verlassen Shikoku Richtung Kiushu, die Fähre Yawatahama-Beppu startet in einen sonnigen blauen Himmel. Die Ankunft in Beppu ist verhangen, schemenhaft zeichnen sich die ersten Huegel von Kyushu ab.
Wir durchqueren die Stadt zu Fuss Richtung Bahnhof, mit unserem Gepäck mit Rädern und verlassen sie gleich wieder, mit einem schönen alten roten Zug. Der "Trans Kyushu Express" rollt durch Bambus- und Zypressenwälder und nach vielen Tunnels geht es plötzlich runter vom Kraterrand in die Senke.
Wir sind nun im grössten aktiven Vulkankrater der Erde, im Aso Nationalpark. Wobei man natürlich relativieren kann, einige meinen der Caldera De Taburiente oder der Toba sei der weltgrößte Vulkankrater. Sicher ist nur, der Olympus Mons ist der grösste Vulkan unseres Sonnensystems.

Gutes neues Lager gefunden, das Aso Base Backpacker Hostel mit Super "Staff", hier stimmt wirkilch alles! Gleich noch ein Gang zum oeffentlichen Onsen, um die Ecke, wo sich abends die Leute aus der Umgebung ausgiebig einseifen, im Innen- oder Aussenbecken und vor allem in der Sauna schwitzen & tratschen, herrlich ist auch das kalte Steinwasserbecken.
30. Sept. Zum ersten mal kuehl und nass, also Plaene geaendert, mit dem Bus nach Kurokawa Onsen gefahren und einen wunderbaren Tag verbracht. Speziell der Yamamizuki, mit seinem grossen Rotemburo direkt an einem kühlen Fluss ist unschlagbar.

1. Okt. Mit dem Bus zum Mount Aso gefahren und den dampfenden Krater des Nakedake bestaunt, inmitten der Vulkanlandschaft fuehlt man sich am Nabel der Welt. 6 stuendiger Fussmarsch auf den Mount Nakedake. Owohl dieser nur rund 1500 hoch ist, ueberwinden wir 1000 Hoehenmeter und begreifen dabei sehr viel von Japans Geologie und Geografie. Leider hatten wir im Morgennebelspektakel den kleineren grasgruen bewachsenen Vulkankrater des Komezuka verpasst. Dieser sieht bei der Rueckfahrt definitiv aus wie ein kleiener Bauchnabel, sein sattes Gru en hat aber in der Daemmerung bereits zu graugruen gewechselt. Abends muede im kleien Ramen Restaurant ein einfaches aber feines Essen, roten eingelegten Ingwer geschenkt bekommen.
2. Okt. Bürotag, Mails abarbeiten und sich auf den nahenden Alltag in der Schweiz vorbereiten. Weiterreise organisieren, lonely planet lesen, im Internet recherchieren, Zugfahrten und Hostels reservieren ..............

3. Okt. Früh gepackt, die perfekte Aso Base verlassen. Weiter mit dem Tucker-Trans-Kyushu Express. Den Riesenkrater durch den gegenüberliegenden Rand wieder verlassen und via Kumamaoto nach Yatsushiro gefahren. Das letzte Stück flitzen wir auf dem nigelnagelneuen Shinkansen Trassee in den Süden. In Kagoshima zwecks Regenschutz bis Kiire auf einer Local Line weiter. Versuch an einem tristen Sonntagnachmittag auf den Vorortbahnhöfen Fotomotive zu finden. Gegen Abend Aufhellung. Mit der Fähre zur Vulkaninsel Sakurajima übergesetzt, schweissüberströmt ein enges Dschungelweglein hoch bis zum Sakurajima Youth Hostel. Auf den ersten Blick kein einladender Ort: Alter, ramponierter, geisterhaft leerer, leicht grusliger Kasten. Spannend, das wir hier auf nur 96 jährigem Grund stehen, wo wir doch sonst auf jahrmillionen altem Boden leben. YH entpuppt sich im Nachhinein als i.O. Abends entkräftet am Strand durch die riesengrossen Vulkangesteinsbrocken gewandert,- der Sakurajima hat sie 1914 ausgespuckt-, und uns über die unbändige Vegetation auf dem steinigen Grund gewundert. Sogar der public food spa und der Onsen im Hostel sind giftgrün und schön heiss

4. Okt. Verwickelte und komplizierte Busprobleme gelöst: Nein, wir wollen nicht mit dem Sight Seeing Bus die Insel erkunden....Karl, wie immer hartnäckig im Nachfragen, was einmal mehr zum Erfolg führt... Also mit dem Local Bus zum Torii, das, ebenfalls 1914 mitsamt einiger Dörfer von Lava und Asche bedeckt wurde und von dem nun nur noch der obere Teil aus dem Boden ragt. Zwischendurch Abstecher in die Felder, Gärten und Hinterhöfe einiger Dörfer am Weg. In der schwarzen Vulkanerde explodiert die Vegetation und überwuchert alles was nicht gerodet wird.

Fotografieren ist wie immer von unterschiedlichen Faktoren abhängig, das Licht, unser Hauptpartner verabschiedet sich oft im entscheidenden Augenblick, - dafür entschädigt uns der Zufall: beim Warten auf den Bus geraten wir in einen Schulhausgarten mitsamt Gewächshaus, an dem auch Mark Dijon seine Freude hätte... Später mit der Fähre aufs Festland, Kagoshima erkunden, von den 13 Steinen Buddha`s zwei gefunden.

5. Okt. Nach 6h Fahrt, wieder zurück in Zentral Japan. Trotzdem man das Friedensdenkmal in Hiroshima (jap. heiwa kinenhi, engl. Atomic Bomb Dome) schon hundertmal "gesehen" hat, kann man es kaum glauben davor zu stehen. Dazu spielt in meiner Erinnerung "Hiroshima Mon Amour" auch aus ganz alten Zeiten.....................
Heute ist Hiroshima eine der spannensten Städte von Japan, kaum zu glauben, how long ago ...
Herrliche Fährenfahrt nach Miyajima, diese Insel berühmt für sein "schwimmendes" Torii ist einer der drei schönsten Orte Japans. Tatsächlich finden wir hier auch die beeindruckensten und lebendigsten Tempel und Kloster-anlagen.

6. Okt. Weiter nach Nara\Kyoto, immer den Zen Gärten nach. Besonders faszinierte uns der Daisen-in Tempel.
Aber die grösste Ueberraschung erwartete uns auf dem Dach der "Welt", des spannendsten Bahnhofs den wir kennen.
Wenn man das Gebäude betritt, kommt man in eine beeindruckende Halle. Zu beiden Seiten führen unzählige lange Rolltreppen empor. Die gläserne geodätische Hallendachkonstruktion ahmt das Dach eines Bambuswaldes nach. Mit Hilfe des Daikaidan (great staircase) erreichten wir den Himmel Platz (sky plaza) auf der 12. Etage (60m).
Zuoberst fanden wir einen grünen offenen Platz, die Happii Terrace. Arbeiter waren am Pflanzen eines Bambuswaldes und wir staunten, filmten und fotografierten den ganzen Morgen lang.

9. Okt. Okyama\Uno\Naoshima. Die Ueberfahrt am fruehen Morgen berauschend schoen. Wetter schoen, schoener gehts nicht mehr. Auf der Insel angekommen, stellen wir fest, dass die Zeit fuer Tadao Andos Museum im Sueden der Insel zu knapp wird. Als wir sehen, dass jede Faehre hunderte von Menschen auf die Insel bringt, die zum Bus hetzen und im Rahmen des Setonai International Art Festivals Ando und weitere Beitraege des Festivals sehen moechten, finden wir es nach anfaenglichem Bedauern nicht mehr so schlimm, dass wir uns nicht mit der Masse bewegen muessen.
Nochmals traumhafte Weiterfahrt nach Takamatsu, wo im Hafenareal frei zugaengliche Kunstbeitraege des Festivals zu sehen sind.
Werden zu einer Teezeremonie im Zenikon, gestaltet von Tadashi Saito, eingeladen. Da wir "Zeit" haben, geniessen wir es, ebenfalls die anschliessende anregende Diskussion mit den Teemeistern und dem Architekten.

10.10.10 Weiterfahrt nach Matsuyama/Uchiko, schön wieder auf der Insel Shikoku zu sein, schon ein wenig heimatliche Gefühle. feines Essen bei Masami San, Gespraeche ueber die detaillierte Zubereitung der einzelenen Gerichte. Naechtliche Fahrt nach Oose, wo wir in der schoenen neuen Gemeindeunterkunft ein Gaestezimmer bekommen.

11. Okt. Aufwachen im Geburtsort von Kenzaburo Oe, dessen neustes Buch "Tagame \ Berlin Tokyo" wir eben auf der Reise fertiggelesen haben. Fototour entlang der steilen Haenge, zum Fluss und zum Schrein.
Um zehn Uhr mit Masami und Freundin Kumiko, Landwirtschaftspraktikantin aus Tokyo weiter in die Berge, nach Ishidatami-no-Yado. Sind nun definitiv im Herzen der japanischen Agrikultur angekommen und essen Soba mit Blick auf kleine Soba Felder.

Die japanische Küche ist etwas Wunderbares. Wir wollen aber nicht nur über sushi and sashimi reden, we love tofu nabe hot pots okura taro goya gyoza matsutake mushrooms soba udon ramen and noodle soups, noodle soup forever...
Staunen über eine Bento-Box. Vom Bescheidenen zum Exklusiven führt der Weg zur großen Schule der Kyoto-Küche, kaiseki ryori. Entwickelt in der Teezeremonie bilden Kaiseki-Menüs heute den Höhepunkt der japanischen Esskultur.
Uns interessiert auch ihr eingelegtes Gemüse, Tsukemono, wörtlich „eingelegte Sachen“, umeboshi, nuka takuan, beni shoga, kyuri, daikon, einfach fein die japanischen Pickels.

Sind ins wunderschöne alte Gästehaus der Gemeinde Oose umgezogen, verbringe wieder Zeit mit dem Verschieben von Schiebewänden und dem Beobachten von Lichteinfällen. Wir residieren etwas erhöht über der Dorfstrasse. Auf der rechten Seite des Hauses, in brutaler Nähe, im Abstand von ca. 50 cm ein Betonbau aus den 60iger Jahren, wenn man diesen ausblendet, sieht man auf der linken Seite eine beinahe intakte alte Dorfstrasse. Um sechs Uhr abends und um sechs Uhr morgens der Lautsprecher mit dem Ermahnungs- und Dankessermon. Verstehe nur "gozaimasu - gozaimasu". Von Björn wissen wir, dass auf diese Weise auch daran erinnert wird, dass man das Haus abschliessen soll...

12. Okt. Am Morgen zum Dorfschrein, dieser, schon etwas in die Jahre gekommen, steht am Rand zum Steilhang des Waldes mit den schwarzen Aesten. Zumindest stellen wir uns das so vor,- und freuen uns auf die Lekture von Kenzabue Oe`s Roman "Der schwarze Ast".

Am nächsten Tag im Uchiko Town Gebäude Mails erledigt und zu Fuss nach Ikazaki ins Drachenmuseum. Auf dem Weg einen kleinen schräg am Hang liegenden "Schrebergarten" fotografiert. Die Gemüsebeete werden für die Wintersaison vorbereitet oder sind schon voller frisch gesäter Furchen oder in Reihen gepflanzter Setzlinge. Taro und Aubergine Pflanzen liefern noch ihre letzte Sommerernte. Immer wieder finden wir Gärten an überraschenden Orten oder staunen über bonsaiartiges in verschiedensten Töpfen und Behältnissen, green spaces.

Am Abend mit dem Bus nach Ishidatami zum kleinen Ryokan über den steilen Reisfeldern am der Grenze zu den Kastanienwäldern.

14. Okt. Matsuyama Ehime Präfektur Museum.
15. Okt. Frühmorgens zum zweiten Mal Richtung Takamatsu aufgebrochen. Ebenfalls zweiter Versuch die Tadao Ando Museen auf der Insel Naoshima zu besuchen. Auch an diesem normalen Wochentag zieht die Insel mit dem Benesse House Museum, dem Oval Museum (das nur für die Hotelgäste zugänglich ist!), dem Chichu Museum (das wir wegen zu langer Wartezeit dann doch nicht besuchen können) und einem weiteren von Ando gebauten Museum für einen japanischen Künstler (viel Museum für sehr wenig Kunst!)- eine grosse Menschenmasse an. Die Insel selber ist traumhaft, die Fährenfahrt mit Sicht auf unzählige kleine fujiyamaförmige Inseln auch zum dritten und vierten Mal umwerfend.

16. Okt. Klarer Morgen. Wir verbringen unsern zweitletzten Tag in der Takahashi Villa. Die Tokonoma im Wohnzimmer ist am frühen Morgen in tiefe Schatten getaucht, die im Osten liegenden Räume wie Laternen erleuchtet. Dabei sitzt man selbst im Innern der Laterne, die von aussen beleuchtet wird. Letzter Streifzug durch Uchiko am Nachmittag, nochmals einige ungesehene Gärten gefunden und im Fuji Supermarkt eine richtige Baguette entdeckt. Nach sechs Wochen mit Reis und allenfalls weichen süsslichen Brötchen ein prima Abendessen.

17. Okt. Verabschieden uns vom Takahashi Haus und treffen Masami, unsere Kontaktperson und Freundin, zum Abschied vor dem alten Kabuki Theater.
Anschliessend weiter, aus der Verlangsamung wieder in die neuerliche Beschleunigung, mit dem alten Diesel Tucker bis Matsuyama, dem Nozomi Schüttler bis Okayama und mit dem Luftkissen Shinkanseng Nozomi Super Express bis Tokio Terminal. Alles nahtlos, stressfrei und superbequem, gekrönt mit dem üblichen Knicks mit dem das Zugspersonal den Wagen verlässt. Zurück in die Grossüberbauung Tokyo/Kawasaki/Yokohama, die so gesehen die grösste Stadt der Welt ist.

18. Okt. Nochmals drei Nächte im International Hostel. Nach dem Besuch eines kleinen Tempels im Bezirk Ikebukuro, Shopping Tour im SEIBU, einem der riesigen Warenhäusr in der Metro Station. 12 Stockwerke, ein Universum für sich. Billiger, und zum ersten mal auch wirklich schlechter Lunch auf dem Kaufhausdach. Im Ikebukuro Craft Center, mit einer grossen Papierausstellung und exklusiven traditionellen Gebrauchsgegenständen aus allen Landesteieln bleiben wir in der Bibliotheksecke hängen, blättern uns durch Bildbände und lassen unsere Reise anhand von japanischen "Dingen", Materialien und Räumen Revue passieren.
19. Okt. Kanda, das Viertel mit den Buchantiquariaten durchstreift und einen Starbucks Kaffe getrunken, der, nach dem vielen Tee und den dünnen und teuren Café au Laits beinahe Herzklopfen verursacht. Dann in Ebisu die Haare geschnitten, am Abend ein letztes Sapporo Bier getrunken, ein letztes heisses Bad...
20. Okt. Während der morgendlichen Rush Hour gut nach Tokyo Tokyo und weiter nach Narita gekommen... Abheben... Die weiten Flächen in der Mongolei sind schon weiss, die Seen bei Jekatarinenburg scheinen zugefroren...








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